Hier kannst du Erfahrungsberichte von Designstudierenden lesen. Wie geht man beispielsweise mit Zweifeln am Studium um oder wenn man an seiner Wunschhochschule abgelehnt wird? Woher weiß ich, dass ich für ein Designstudium geeignet wäre? Du möchtest deine Erfahrung ebenfalls mit uns teilen? Dann sende eine Anfrage an info@master-design.education
Interview mit Jonas Pött
Stell dich doch bitte kurz vor.
Ich bin Jonas und habe 2015 angefangen Kommunikationsdesign zu studieren. Nach dem Abitur habe ich ein Jahr pausiert, um zu schauen was ich eigentlich machen möchte. In dem Jahr habe ich ein Praktikum in einer Werbeagentur absolviert, dies war auch Voraussetzung für das Bachelorstudium. Während der Schulzeit habe ich eine Tanzausbildung gemacht und nebenbei auch in einer Tanzschule gearbeitet. Mittlerweile sitze ich in London und fange mein Masterstudium in International Fashion Marketing an. In der Zwischenzeit absolvierte ich eine Ausbildung zum Handelsfachwirten, ähnlich wie ein duales Studium, bei Peek & Cloppenburg in Düsseldorf. Im Kommunikationsdesign Studium habe ich also gemerkt, dass es doch nicht das richtige für mich war und habe mich daher umorientiert.
Auf jeden Fall ein interessanter Werdegang. Tanzt du denn immer noch?
Das habe ich tatsächlich bis Ende 2019 weiter gemacht, weil dort schon feststand, dass ich 2020 Deutschland verlassen werde. Ich stehe aber noch in Kontakt mit der Tanzschule. Beispielsweise bin ich bei einem Turnier per Video dabei. Wenn die Zeit das zulässt, würde ich mir gerne in London eine Tanzschule suchen.
Dort gibt es sicher auch sehr gute Tanzschulen und viel Auswahl. Wieso hattest du dich damals denn eigentlich für Kommunikationsdesign entschieden?
Gute Frage. Ich hatte immer schon ein Händchen für Design. Es fing mit Modedesign an, aber dann schaut man auch nach links und nach rechts und sieht was es noch alles in diese Richtung gibt. Ich fand den Gedanken schön etwas zu entwickeln. Sei es eine Werbekampagne oder das Corporate Design einer Brand. Ich fand es spannend und wollte wissen was dahintersteckt. Wenn mir das Vorpraktikum nicht gefallen hätte, dann hätte ich das Studium nicht angefangen. Aber das Praktikum war eben cool, da ich vollsten integriert und auch gefordert wurde. Ich hatte das Gefühl, das möchte ich auf jeden Fall machen und in der Uni hat man so viele Möglichkeiten in alle Richtungen, das wollte ich vogelwild ausprobieren. Ich habe allerdings meine Eignungsprüfung an einer anderen Hochschule gemacht, aber habe dann ziemlich schnell gemerkt, dass ich – wie so viele – etwas naiv an die Sache heran gegangen bin. Und somit war es – trotz meines Bestehens – keine schöne Erfahrung. In der Aufnahmeprüfung sind die Professoren eben knallhart. Im Nachhinein finde ich diese Art und Weise aber eigentlich gut. Die müssen halt super picky sein.
Ja, ich glaube auch, dass es eine Art Test ist, ob man hinter seinen Arbeiten steht und man sein Konzept begründen kann. Als du dein Studium dann begonnen hast, was hat dir in den ersten Semester gefallen und was nicht?
Mir hat richtig gut gefallen, dass man die ersten zwei Semester in einem Klassenverband mit festem Stundenplan war, in dem man alle Grundlagen gelernt hat. Das gibt einem – gerade am Anfang – die nötige Struktur. Man baut in diesem Klassenverband natürlich auch eine viel größere Bindung auf. Zudem waren die Fächer besonders vielfältig, da man im ersten Semester sonst wahrscheinlich dazu neigen würde nur Kurse zu belegen die einem liegen. Das fand ich sehr schön und an diese Zeit habe ich nur positive Erinnerungen. Die Ersti Woche war auch echt lustig bei uns.
Wann fing es an, dass dir das Studium nicht mehr so gefallen hat? Ab dem 3. Semester?
Also bei mir hat es tatsächlich am Anfang des dritten Semesters so langsam angefangen. Auf der einen Seite war ich es durch meine Vergangenheit immer gewohnt voll ausgelastet zu sein und auf einmal war mir das Studium zu wenig. Auf der anderen Seite hat mir bei manchen Professoren eine gewisse Strenge gefehlt, indem beispielsweise der ganze Kurs dieselbe Benotung bekommen hat, obwohl die Abgaben sehr unterschiedlich waren und da hat mir irgendwie die Wertschätzung gefehlt. Dann war ich an dem Punkt, an dem ich überlegt habe, ob ich noch 2 ½ Jahre bis zu meinem Bachelorabschluss weiter machen oder eben an dieser Stelle das Studium beenden soll, da es doch nicht so zu sein scheint, wie ich es mir vorgestellt habe. Dann hat sich auch der Wunsch später in einer Werbeagentur zu arbeiten aufgelöst. Ich habe daraufhin am Anfang des vierten Semesters meine Exmatrikulation eingereicht und mich direkt für dasselbe Jahr für die Ausbildung bei Peek & Cloppenburg beworben.
Ich glaube, dass es generell in dem Studiengang schwierig mit der Bewertung ist, da die meisten Aspekte eben subjektiv und nicht messbar sind. Es gibt nicht wirklich ein richtig oder falsch. Es gibt durchaus auch sehr strenge Professoren, die sehr viel von einem fordern, aber man wählt sich seine Kurse eben selbst aus und viele Studierende meiden eventuell auch gerade diese Herausforderung. Wenn man es gewohnt es dauernd extrem gefordert zu werden, kann ich mir vorstellen, dass einem sehr freie, künstlerische oder philosophische Kurse schwerfallen. Anders als beispielsweise bei einem Medizinstudium, ist es im Fachbereich Design eher ein Selbst-Lern-Studium.
Ja, ich denke das ist auch eine Typ Sache und ich bin eben nicht damit zurechtgekommen. Natürlich kamen dann auch so Gedanken was ich jetzt machen soll oder, dass ich nach dem Abitur schon ein Jahr pausiert habe. Ich würde heute jedoch immer noch sagen, dass das Designstudium keine verschenkte Zeit für mich war. Ich habe ungemein viel mitgenommen, trotzdem hatte ich den Wunsch zu arbeiten und Geld zu verdienen. Es kam alles zusammen und ich dachte jetzt oder nie?
Ich glaube es gibt auch große Unterschiede zwischen den Hochschulen, denn bei manchen bleibt man das gesamte Studium in einer Klasse oder wird hauptsächlich nur von einem Professor gelehrt, vielleicht hätte dir dieser Studiums Verlauf besser gefallen. Aber wie hat denn dein Umfeld auf deinen Studiums Abbruch reagiert? Fiel dir das schwer oder war es eher eine Erleichterung?
Also meine Freundin und damalige Kommilitonin Lea hat mich die ganze Zeit unterstützt. Wir stehen auch noch heute im engen Kontakt. Meine Familie meinte natürlich, dass ich überlegen und nichts überstürzen sollte. Aber Niemand hat mir das Gefühl gegeben, dass ich Zeit verschwendet hätte. Darüber bin ich sehr froh.
Ich würde auch nie sagen, dass es Zeitverschwendung war. Letztendlich bist du heute an dem Punkt, wo du bist und da hat das anfängliche Designstudium sicherlich seinen Teil dazu beigetragen. Ich stelle mir jedoch die Frage, wie es momentan für dich ist. Denn innerlich bist du immer noch ein kreativer Mensch, wie lebst du diese aus?
Das Studium hat mir definitiv in meiner Ausbildung geholfen in Bezug auf Präsentationen, schriftlichen Abgaben und das Visual Merchandising. Zudem war ich unter den Azubis der älteste und hatte dadurch ein selbstbewussteres Auftreten. Jetzt im Masterstudium geht es unter anderem um Markenstrategie, wobei mir mein früheres Designstudium natürlich auch nützlich ist.
Im Grunde genommen bist du nun für den strategischen und nicht mehr den kreativen Teil einer Marke zuständig, aber es ist auf jeden Fall hilfreich, dass du mit der kreativen Umsetzung vertraut bist. Hattest du rückblickend Zweifel, dass die Entscheidung, dein Designstudium abzubrechen, nicht die Richtige war?
Es gab schon Momente in meiner Ausbildung, wo ich gedacht habe: Was ein Mist hier. Aber ich habe nie den Gedanken gehabt, dass ich meine Ausbildung wieder gegen das Studium tauschen wollte. Ich kann also für mich sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Das ist doch gut. Was würdest du angehenden Studierenden in einem Designstudiengang raten?
Ich würde vor dem Studium zu verschiedenen Praktika raten, damit man die verschiedenen Berufsfelder besser kennen lernt. Einem sollte also klar sein, welche Berufseinstiege nach dem Studium möglich sind. Ein Tipp: Niemals verbissen an die Sache herangehen. Offen für das große Lehrangebot sein, gerade am Anfang des Studiums. Man sollte immer ehrlich zu sich sein, ob es das richtige Studium für einen ist oder nicht. Ich denke, dass viele sich eben nicht trauen im Allgemeinen ein Studium abzubrechen. Beispielsweise weil sie zu alt oder ähnliches sind, aber das ist meiner Meinung nach falsch.
Ja, das gilt für alle Studiengänge. Man hat immer am Anfang eine gewisse Vorstellung und man weiß noch nicht, ob diese auch erfüllt werden können. Wie soll es in Zukunft für dich weiter gehen? Also hast du schon Pläne für nach deinem Master? Möchtest du in London bleiben?
Da ich nicht alleine nach London ausgewandert bin, sondern mit meinem Lebensgefährten, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir ca. 3 – 5 Jahre in London bleiben möchten. Nach meinem Masterstudium würde ich daher gerne die ersten beruflichen Wege hier einschlagen.
Schön, dass du nicht alleine bist, denn zu Zeiten von Corona ist es sicher schwieriger in einer fremden Stadt neu anzufangen. Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft und bedanke mich für das Interview.
